| Covid-19: Selbstinitiierte Behandlung mit Cannabis
Im März 2020 rückten die Entwicklungen rund um das neu gefundene Virus Covid-191 auch in Deutschland auf allen Ebenen und in allen Bereichen der Gesellschaft in das zentrale Interesse. In dieser Zeit war sowohl inter- national als auch national wenig über das neue Virus bekannt und es lagen auch kaum Erfahrungen in Bezug auf passgerechte Behandlungsmöglichkeiten für den Fall vor, die Infektion löst tatsächlich eine Erkrankung aus. Vor dem Hintergrund dieser krisenbedingten Ohnmachtserfahrung entstanden vielerorts Initiativen, um Anwendungs- beobachtungen und Alltagserfahrungen in die Suche nach Lösungen für diese Dilemmata einzubringen. Auch Cannabis und sein Einsatz als Medizin rückten dabei in den Blick. Die dazu bereits verfügbaren wissenschaftlichen Ergebnisse verwiesen bereits zu diesem Zeitpunkt darauf, dass die gezielte Anwendung von Cannabis in Zusam- menhang mit der Vorsorge, Prävention, Behandlung und Nachsorge von Covid-19 hoffnungsvolle Ergebnisse erbringen könnte (vgl. Exkurs).
An der Hochschule Merseburg wird bereits seit längerer Zeit ein „Interdisziplinäres Netzwerk Cannabisfor- schung“ entwickelt und gepflegt. In diesem wird Expertise sowohl zur Nutzung von Industriehanf gebündelt, aber auch dem Thema „Einsatz von Cannabis als Medizin“ nachgegangen. So wird im Rahmen eines Forschungsvorha- bens seit Jahren ein Fundus an Fallberichten von PatientInnen gesammelt und ausgewertet, die auf eigene Initia- tive Cannabis in die Behandlung von Leidens- und Krankheitszuständen einbinden (im Weiteren „Selbstinitiierte Behandlung“). Dies war der Ausgangspunkt der Idee, der Frage nachzugehen, ob Personen, die ein positives Test- ergebnis zu Covid-19 erhalten bzw. sogar Krankheitssymptome nach einer Infektion entwickelt hatten, gezielt Cannabis einsetzten, um mit ihrer Situation umzugehen und welche Erfahrungen dabei gemacht wurden.
In Anbetracht der damals kaum verfügbaren Forschungsmittel konnte das Ziel dieser Arbeit nur sein, eine Son- dierungsstudie zu initiieren, um Anwendungsbeobachtungen von Betroffenen nachzugehen. Die Frage war, ob sich im praktischen Einsatz von Cannabis durch Betroffene Hinweise dafür finden lassen, dass sich Cannabis als Mittel für Prävention, Therapie und Nachsorge in Zusammenhang mit Covid-19 anbietet. Es interessierte, ob es praktische Anwendungserfahrungen gibt, die die bereits vorliegenden pharmakologischen und infektiologischen Studien zum Thema „Cannabis und Infektionskrankheiten“ untersetzen können und die auf diese Weise Hinweise dazu geben, wie zukünftig Suchstrategien ausgereifter Studien angelegt werden sollten.
Selbstinitiierte Behandlung von Covid-19 betroffenen Patientinnen und Patienten mit Cannabis: Abschlussbericht einer Sondierungsstudie (2020)
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